Moldova - Off the Path

Sicher, die Republik Moldau (Moldawien) ist kein klassisches Reiseland. Kein Skogafoss-Wasserfall, keine richtigen Sehenswürdigkeiten, die sofort ins Auge springen. Aber das war vermutlich zum Teil das Reizvolle an der Tour. Ich finde es reizvoll sich vor einer Reise mit diesem Land zu beschäftigen. Sei es die politische Situation, die Visa-Bestimmungen, seine Währung und Sprache.

 

Moldawien hatte in seiner Geschichte nicht viel Glück. Wie viele andere Teile Osteuropas, war es eines der Gebiete, deren Mächte immer wieder wechselten. Nach jedem größeren europäischen Konflikt wechselte die politische Kontrolle. Am einflussreichsten waren Russland und das osmanische Reich. Nach dem ersten Weltkrieg, damals hieß das Gebiet noch Bessarabien, entschied man sich, Teil Rumäniens zu werden. Nach dem zweiten Weltkrieg gehörte es wieder den Russen, genannt die Sozialistische Sowjetrepublik Moldawien.

 

Wo liegt Moldawien?

 

Moldawien ist ein kleines Land in Osteuropa, gelegen zwischen Rumänien und der Ukraine, in der Nähe des Schwarzen Meeres (aber ohne Zugang). Bis 1991 war Moldawien Teil der Sowjetunion.

Chisinau, die Hauptstadt Moldawiens, liegt im zentralen Teil des Landes, 50 km von der Grenze zu Rumänien im Westen und 50 km von der Grenze zur Ukraine im Osten entfernt.

 

Warum wollte ich Chisinau und Moldawien erleben?

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Chisinau eine kleine Provinzstadt mit nur wenigen tausend Einwohnern und die massive Entwicklung der Stadt erfolgte erst nach dem 2. Weltkrieg. Deshalb finden Sie hier nicht viele großartige Gebäude und Denkmäler wie in in der Nähe von Odessa oder Bukarest.

Fans der brutalistischen und sowjetischen Architektur werden die Stadt und das Land auf jeden Fall zu schätzen wissen, da es noch viele Bauten, Mosaike oder Statuen (vor allem Lenin ist überall) in dem Land existieren. Aber auch wenn man nicht darauf steht, gibt es in Moldawien viele andere Dinge zu sehen und zu tun. Man kann einfach die entspannte Atmosphäre mit einem Glas Wein aus der Region genießen.

Wie komme ich nach Moldawien?

Obwohl Moldawien das am wenigsten besuchte Land in Europa ist, ist es grundsätzlich nicht allzu schwierig, nach Moldawien und insbesondere seine Hauptstadt zu gelangen. Es gibt einige Fluggesellschaften, darunter auch Billigfluglinien, die den Flughafen Chisinau direkt aus Deutschland anfliegen. Als wir im März 2022 dorthin wollten, gab es allerdings aufgrund des Krieges in der Ukraine ein Überflugverbot in Moldawien. Daher landeten wir im rumänischen Iasi und fuhren mit dem Auto über die Grenze.

Unternehmungen in Chisinau

 

1. Die im Kathedralenpark gelegene Geburtskathedrale sieht von außen nicht besonders spektakulär aus. In den 1830er Jahren im neoklassizistischen Stil erbaut, wurde die Kathedrale im 2. Weltkrieg zerstört. Als Moldawien Teil der UdSSR wurde waren Gottesdienste verboten, so dass man die Kathedrale anderweitig nutzte. Heute steht sie stolz im Herzen der Hauptstadt und das Innere sollte man besuchen. 

 

2. Im Herzen der Stadt befindet sich der Triumphbogen, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten von Chisinau. Er wurde 1840 erbaut, um an den Sieg des Russischen Reiches über das Osmanische Reich während des russisch-türkischen Krieges einige Jahre zuvor zu erinnern. Der Hauptgrund für den Bau des Bogens war jedoch ein anderer. Nach dem besagten Krieg wurden die erbeuteten Kanonen in die Glocke eingeschmolzen, die in der Kathedrale aufgestellt werden sollte. Leider war er zu schwer und deshalb wurde der neue Triumphbogen gebaut.

 

3. Die Café-Szene in Chisinau entwickelt sich noch, aber es gibt bereits einige schöne Orte, an denen man sich bei einer Tasse Kaffee hinsetzen und entspannen kann. Am beliebtesten ist Tucano Coffee – die moldawische Version von Starbucks. Aber man kann viele andere gute Cafés im Zentrum finden, vor allem im Stefan-cel-Mare Zentralpark ist der Kaffee in warmen Monaten besonders entspannt zu genießen. Neben einem Spaziergang durch die charmanten Gassen im Park findet man auch einen interessanten Brunnen, ein Denkmal von Puschkin und viele berühmte moldauische Schriftsteller und vieles mehr. Fans von Lost Places werden sich über das alte Café freuen, das seit Jahren leer steht. Leider ist es nicht möglich, es von innen zu besichtigen, aber auch von außen sieht es großartig aus!

4. Das 
Denkmal für den größten moldawischen Helden – Stefan cel Mare (Stephan den Großen) befindet sich nicht allzu weit entfernt vom Triumphbogen. Man findet ihn auch auf den moldawischen Banknoten. Er war Ende des 15. Jahrhunderts Prinz von Moldawien und gilt bis heute als der beste Herrscher dieses Landes. Während seiner Regierungszeit gewann er 34 von 36 Schlachten und festigte die Position Moldawiens auf der Landkarte Europas. Das diesem Nationalhelden gewidmete Denkmal wurde 1928 am Eingang des nach Stephan dem Großen benannten Parks errichtet. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Statue nach Rumänien verlegt und kehrte erst 1989 ins Zentrum von Chisinau zurück.

 

5. Zu Zeiten der Sowjetunion war der Zirkus eine der besten Unterhaltungen und daher hatten die meisten größeren Städte ihre eigene Zirkusarena. Der Chisinau State Circus liegt nicht weit vom Zentrum entfernt und war einst eines der beeindruckendsten Gebäude der Stadt mit einer Kapazität von fast 2.000 Sitzplätzen. Leider wurde er 2004 geschlossen. Seit mehreren Jahren finden im Inneren Arbeiten statt, die darauf hindeuten, dass das Gebäude irgendwann wieder erblühen könnte. Es gab leider keine Möglichkeit, nach Innen zu gelangen. Doch war das Gebäude bereits von außen beeindruckend.

 

6. Der Eternity Memorial Complex erinnert an Soldaten, die im 2. Weltkrieg (bekannt als der Große Vaterländische Krieg in der ehemaligen Sowjetunion) gefallen sind. Der zentrale Teil des Denkmals ist die Pyramide, die aus fünf riesigen Gewehren besteht. In der Mitte befindet sich eine ewige Flamme. 

 

7. Das beeindruckende an dem Freizeitpark ist kein modernes Riesenrad oder der Autoscooter. Trotzdem habe ich den Park hier aufgenommen. Warum? Schaut einfach mal meinen Blog von meinem Trip nach Tschernobyl/Prypjat an. Der Freizeitpark dort war identisch mit dem in Chisinau. Riesenrad, Schaukel, Autoscooter und und und. (Zum Vergleich siehe dir den Blog hier an).

Moldawien ist aber nicht nur Chisinau. Tagestouren durch das Land lohnen sich auf jeden Fall, um es besser kennen zu lernen. Zu empfehlen ist dabei der Orheiul-Vechi-Komplex mit dem auf der Klippe gelegenen Kloster und der archäologischen Stätte.  Weinliebhaber sollten eine Weinverkostung in Cricova  mitmachen – dem beliebtesten Weinkeller in Moldawien und dem größten der Welt. Die Verkostungen finden in unterschiedlich gestalteten Räumen statt, die allein schon einen Besuch wert sind. Die Gänge sind insgesamt etwa 120 km lang und bilden eine unterirdische Stadt. Einige der berühmtesten Persönlichkeiten der Welt bewahren dort ihre Weine auf: Angela Merkel, Wladimir Putin oder John Kerry. Es gibt noch andere Weinkeller, aber Cricova ist ein echtes Highlight des Landes.

 

Wenn man es auf die sowjetische Vergangenheit abgesehen hat, kann man sich auf die Suche nach Mosaike und Lenin-Statuen begeben. Auch gibt es überall im Land Statuen mit Bezug zum 1. und 2. Weltkrieg oder dem Krieg in Afghanistan. Einige sind sehr beeindruckend, andere kitschig. Aber das ist natürlich Geschmackssache. 

 

Oder Soroca, die nie realisierte Heimat der Sinti und Roma. Dort sind sehr viele unfertige Gebäude zu sehen, eines mit einer Kuppel des amerikanischen Capitols oder der Front des Moskauer Theaters. Gut, man soll sich ja hohe Ziele setzen, dort wirken sie auf mich aber völlig deplatziert. Vermutlich ging den Bauherren irgendwann das Geld aus.

 

Auf dem moldawischen Land hingegen fühlt man sich manchmal um Jahrzehnte zurückversetzt. Die Brunnen am Straßenrand, Pferdefuhrwerke, Lebensmittel werden in Gärten angebaut und im Keller für den Winter eingelagert, Gasleitungen sind überirdisch verlegt. Das macht Moldawien so sympatisch.

Ein Trip führte uns nach Transnistrien und Gagausien. Zu beiden Regionen habe ich aufgrund der besonderen Geschichte und Kulturen zwei gesonderte Reiseberichte geschrieben. Die findest du hier: Transnistrien und Gagausien.