Kyzylorda / Qysylorda
Kyzylorda hat 200.000 Einwohner und liegt am Ufer des Syrdarja, einem Zufluss des Aral See. Die Stadt bietet für Touristen nicht so wahnsinnig viel, sie eignet sich dafür gut als Zwischenstation für diejenigen, die nach Baikonur und zum verschwundenen Aral See wollen.
Bereits während der Sowjetzeit war hier die Landwirtschaft, vor allem der Reisanbau, sehr wichtig. Der wieder aufblühende Anbau von Reis und die damit verbundene Entnahme von Wasser aus dem Syrdarja führt zu erheblichen Problemen beim Aral See.
Das Zentrum
Der Bahnhof
Der zaristische Bahnhof aus dem Jahr 1904 besitzt großartige S-Graffiti aus der Sowjetzeit.
S-Graffito der jungen Pioniere und Kosmonautendenkmal



Karaganda / Qaraghandy und Temirtau
Karaganda in Zentralkasachstan gelegen, ist eine Industriestadt. Ende des 19. Jahrhunderts begann man hier mit dem Bergbau. Nach dem 2. Weltkrieg wurde Karaganda zu einem der größten Kohlezentren der Sowjetunion, wobei der Höhepunkt des industriellen Wachstums in den 1970er und 1980er Jahren erreicht wurde. In dieser Zeit entstanden in der ganzen Stadt Theater, Museen und Sportkomplexe. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion geriet Karaganda in wirtschaftliche Schwierigkeiten, wie so viele Industriestädte der UdSSR. Bergwerke wurden geschlossen, die Leute wanderten ab. Heute ist die Stadt nach wie vor ein bedeutendes Industriezentrum in Kasachstan und Sitz von Kohle-, Metallurgie- und Maschinenbauunternehmen.
Bekannt ist Karaganda auch wegen seiner deutschen Minderheit, die sich hier nach der Vertreibung durch Stalin niederließ.
Nicht weit von der Stadt entfernt findet man das vielleicht beste Museum Kasachstans. In Dolinka wird die Zeit der politischen Repressionen und das GuLag-System in Kasachstan (KarLag) aufgearbeitet. Hier findet ihr einen gesonderten Beitrag dazu.
Mosaike und Wandmalereien
Mosaik: "Einheit der Arbeiterklasse"
Kosmonauten


Weitere Beispiele in Karaganda
Monumente und Denkmäler
Ein Monument zu Ehren der Bergleute.



Monument der Kosmonauten

Dies ist ein Denkmal für den Kampfpiloten Nurken Adbirov aus dem Zweiten Weltkrieg, der aus dieser Region stammte und posthum zum Helden der Sowjetunion ernannt wurde, weil er mit seinem beschädigten Flugzeug abgestürzt war.
Neben dem Museum befindet sich der Siegespark mit dem obligatorischen Denkmal des Zweiten Weltkriegs. Das Denkmal von Karaganda besteht aus einem beeindruckenden Soldaten-Wandgemälde mit den Namen der wichtigsten Schlachtfelder am Fuße und einer Ewigen Flamme der Erinnerung in der Mitte des Hofes davor.
Statue von Lenin
Das Hotel Chaika
Das Hotel Chaika (oder Tschaika) ist von historischer Bedeutung, da es nach ihrer Rückkehr in die kasachische Steppe immer wieder Kosmonauten beherbergte, darunter auch Valentina Tereschkowa, die erste Frau im Weltraum (1963). Ihr zu Ehren erhielt das Hotel den Namen Chaika, nach ihrem Funkrufzeichen. Auch Juri Gagarin übernachtete hier, nachdem er nach der Rückkehr von seiner Mission in der Steppe rund um Karaganda landete. In den nahegelegenen Sanatorien wurden die Kosmonauten auf das Leben ohne Schwerkraft vorbereitet und lernten wieder das Gehen.
Temirtau
In Temirtau, nicht weit von Karaganda entfernt, sind die Stahlwerke die Hauptsehenswürdigkeit. Sie verursachen zwar eine enorme Umweltverschmutzung, doch der Anblick dieser ganzen Industriemonster ist beeindruckend.
Trotz Beschwerden über Luftqualität und niedrige Löhne sind die Einheimischen sehr stolz auf ihre Arbeit. Die Fabriken waren und sind für Kasachstan wichtig, schon allein deshalb, weil in Temirtau ein Arbeiter namens Nursultan Nasarbajew seine Karriere in der Kommunistischen Partei begann und von 1990 bis 2021 Präsident von Kasachstan war.
Eine kasachische Zugreise: Aralsk-Karaganda & Karaganda- Pavlodar
Aufgrund der riesigen Entfernungen im Land nutzten wir zwei Mal Züge, um von Aralsk nach Karaganda und von Karaganda nach Pavlodar zu kommen. Die Fahrt muss
man vorher buchen und das Ticket ausdrucken. Jeder Wagon hat einen „Provodnik“, einen Schaffner, der die Tickets kontrolliert, das Bettzeug (Bettwäsche und Handtuch) aushändigt und darauf achtet,
dass es immer heißes Wasser gibt.
Das kasachische Eisenbahnnetz ist in Staatsbesitz und die Fahrzeuge bestehen überwiegend aus langsamen sowjetischen Zügen. Jeder Waggon ist mit drei Toiletten und
einer Küche inklusive Mikrowelle ausgestattet. Im Gang steht ein riesiger Wasserkocher, um rund um die Uhr Tee oder die bei den Fahrgästen beliebten koreanischen Nudelsuppen zubereiten zu
können.
Die Fahrt von Aralsk nach Karaganda dauerte über 24 Stunden und hatte wenig Zugromantik zu bieten. In dem Schlafabteil des noch aus Sowjetzeiten stammenden Zuges
waren wir zu Viert, zwei Frauen und zwei Männer. Die Luft war stickig, da das Abteil über kein zu öffnendes Fenster verfügte. Zwei von vier Personen schnarchten, so dass an Schlaf für mich nicht
zu denken war. Das Rattern des Zuges begleitete mich so viele Stunden durch die Steppen Kasachstans in einer Art von Dämmerzustand.
Ab und an hielt der Zug an Bahnhöfen etwas länger, damit man von Händlern Lebensmittel und Getränke direkt am Bahnsteig kaufen konnte.
Der Zug von Karaganda nach Pavlodar war deutlich komfortabler. Frauen hatten einen eigenen Wagon und die Fenster waren zu öffnen. Wir waren in dem Zug eine Seltenheit, nicht all zu viele Ausländer scheinen sich auf diesen Weg durch das Land zu machen. Kaum jemand spricht englisch, mit einer Übersetzungsapp kommt man aber super weiter. Das Leben in dem Abteil war dieses Mal sehr familiär. Essen spielt in Kasachstan eine wichtige soziale Rolle. Im Zugabteil wird ständig unter den Passagieren geteilt, was als Zeichen von Respekt und Gastfreundschaft gilt. Tupperware, Tassen und Töpfe stapelten sich auf den kleinen Tischen.
Draußen zieht die monotone Steppe vorbei. Dieses Mal ruhten die Gedanken.
Damit man seinen Ausstieg nicht verschläft kommt der Schaffner mit einem Zettel vorbei, auf dem die Schlafplatznummern mit den Bahnhöfen notiert sind, in denen man aussteigt. Das ist ein Service!
Pavlodar / Pawlodar
Pavlodar wird von Touristen in Kasachstan aufgrund der Vielfalt des Landes sehr oft übersehen. Trotzdem kann sich ein Tagestrip dorthin lohnen.
Irtysh Fluss / Promenade
Der Irtysch ist der längste Nebenfluss der Welt. Er durchquert Gebiete Russlands, Kasachstans und Chinas. Die Promenade ist mit über 6 Kilometern die längste in Kasachstan, gesäumt von Badestränden, Bänken zum relaxen, Sportplätzen mit Trainingsgeräten und schönen Springbrunnen. Die Freilichtbühne für Konzerte bietet eine weitere Ausflugsmöglichkeit. Als wir dort waren wurde die Promenade gerade für die Feierlichkeiten zum 9. Mai herausgeputzt, dem Gedenktag zum Sieg über die Nazis.
Mashkhur Zhusup Moschee
Die Moschee öffnete 2001 und ist nach dem Orientalisten Mashkhur Zhusup Kopejew benannt. Die Moschee hat die Form eines achtzackigen Sterns und besitzt eine Mischung aus Sand- und Türkistönen. Die Moschee hat zwei Stockwerke und verfügt u.a. über einen Hochzeitssaal, einen separaten Gebetsraum für Frauen und eine Bibliothek. Es war die erste Moschee, in die ich nicht durch einen separaten Eingang musste und sogar in den Hauptgebetsraum durfte.


Kathedrale
Die 1999 aus rotem Backstein erbaute Kathedrale erinnert architektonisch an die Kathedralen in Moskau. Die 7 Kuppeln symbolisieren die 7 Sakramente und 7 ökumenischen Konzile. Neben der Kathedrale ist noch eine kleine Kapelle.


Denkmal für die Opfer der Hungersnot

Das Denkmal soll an eines der tragischsten Kapitel der Geschichte Kasachstans erinnern. Die Hungersnot, die von 1929 bis 1933 in Kasachstan wütete, war eine Folge der Kollektivierungs- und
Viehbeschlagnahmungspolitik der Bolschewiki. Schätzungen zufolge kamen zwischen zwei und fünf Millionen Menschen durch die Hungersnot ums Leben, weitere etwa eine Million flüchteten in
benachbarte Regionen. Allein in der Region Pavlodar starben über 300.000 Menschen.