Aral See - Wiederholt sich die menschengemachte Tragödie?

Einst war der Aral See so groß wie Bayern und der viertgrößte Binnensee der Welt. In den 1960er Jahren nahm der Baumwollanbau in Zentralasien zu. Die Flüsse Amudarja und Syrdarja, die beide in den Aral See fließen, wurden zur Bewässerung der Plantagen (vor allem in Usbekistan und Turkmenistan) umgeleitet. Dadurch verlor der See 75 Prozent seiner ursprünglichen Fläche und zerfiel in zwei Teile, dem nördlichen Teil in Kasachstan, der westliche größtenteils in Usbekistan.

 

Besonders betroffen waren dadurch die zuvor florierenden Fischerdörfer, vor allem das usbekische Muynak und das kasachische Aralsk. Viele Bewohner verloren ihre Lebensgrundlage. Die Einwohner lebten bis dahin von der Arbeit am Hafen und der Fischerei. Mit den Fischen verschwanden also auch viele Einwohner, viele Orte rund um den See wurden zu Geisterdörfern. Was zurückblieb war ein riesiges salzhaltiges und sandiges Gebiet, die „Aral Wüste“.

 

Der Bau des Kokaral-Damms im Jahr 2005 führte zu einem Anstieg des Wasserpegels im kasachischen Teil, der „Kleine Aral See“ entstand. Die Einwohner von Aralsk schöpften wieder Hoffnung, auch wenn der See noch immer ca. 30 Kilometer (in den 60er Jahren auf dem Höhepunkt der Katastrophe waren es etwa 90 Kilometer) von den ehemaligen Anlegestellen entfernt lag. Leute bauten neue Häuser in der Nähe der ehemaligen Fischerdörfer und konnten von der Fischerei wieder gut leben. In Aralsk selbst braucht man viel Fantasie, um sich die schillernde Vergangenheit vorzustellen. Es sieht sehr wie ein verschlafener Ort aus mit den Ruinen des Hafens und einigen maritimen Symbolen.

 
Einige Bewohner verdienen etwas Geld damit, Touristen durch das Gebiet bis zur neuen Küste zu fahren. Dorthin schafft man es nur mit geländegängigen Fahrzeugen. Es geht über staubige Pisten, durch Sandstürme, die meiste Zeit nur im Schritttempo.  Die einstige „Attraktion“, die ausrangierten und rostigen Fischerboote, sind fast komplett verschwunden. Die Einwohner der Region haben sie nach und nach auseinander genommen, um das Metall wiederzuverwenden oder zu verkaufen. Zählte man zu Anfang des Jahrtausends noch um die 50 Schiffe, sind 2025 nur noch zwei übrig, wobei eines kaum noch als ein solches zu erkennen und das andere ziemlich klein ist. Wer also an alten Schiffwracks interessiert sein sollte muss auf die usbekische Seite, nach Muynak.

 

Das alles hört sich zunächst einmal nach Hoffnung für den kasachischen kleinen Aral See an. Doch was ich zuletzt an Informationen fand und in einer Reportage gesehen habe zeigt, dass zwar das Verschwinden des Sees erst einmal verhindert werden konnte, die Katastrophe sich aber anscheinend wiederholt.

 

Die Nachricht von der wundersamen Rettung führte zu einer höheren Wasserentnahme und Überfischung. Dazu kommt ein starker Bevölkerungszuwachs in den Städten nahe der Flüsse Amudarja und Syrdarja. Noch schlimmer ist, dass der Anbau von Reis und Baumwolle, der unheimlich viel Wasser verbraucht, in den letzten Jahren zugenommen hat. So kommt immer weniger Wasser von den Zuläufen am kleinen Aral See an. Den usbekischen Teil haben Wissenschaftler schon längst als  hoffnungslos verloren erklärt. Ob der Ausbau des Kokaral-Damms die Lösung ist????