In Afrika sind die Leute entweder Christen oder Muslime, wobei Äthiopien bis heute ein christlich geprägtes Land geblieben ist. Rund ein Drittel der Bevölkerung sind Muslim. Die ersten Christen siedelten sich hier vor ungefähr 1700 Jahren an. Sie schufen eindrucksvolle Naturdenkmäler in massiven Sandsteinfelsen, teilweise in abgelegenen schwer zur erreichenden Gegenden.
Das beste Beispiel sind die Felsenkirchen von Lalibela oder die auf 2500 Metern gelegene Kirche Abuna Yemata Guh. Nur durch einen beschwerlichen Aufstieg zu Fuß ist sie zu erreichen. Gläubige und Besucher sollten trittsicher und schwindelfrei sein.
Besonders beeindruckend sind die Malereien in den Kirchen. Teilweise sind sie innen vollständig bemalt mit Bildern aus der Bibel, Heiligen und Sündern. Weil insbesondere früher nicht jeder lesen konnte bekam man in der Kirche die Bibel bildlich dargestellt. Ein schönes Detail in Äthiopien: Böse und Gute lassen sich ganz leicht erkennen, denn nur von den Guten sind beide Augen sichtbar. Wer nur mit einem Auge dargestellt ist, muss ein Böser sein. Außerdem spielen vor allem die verschiedenen Todesarten eine herausragende Rolle: Es wird geköpft, gehängt, gesteinigt, gepfählt.
Aber schaut selbst!
Lalibela: Das afrikanische Jerusalem
Ein absolutes Highlight sind die äthiopisch orthodoxen Felsenkirchen in Lalibela. Die elf Kirchen wurden im 12. Jahrhundert auf Anordnung von König Lalibela errichtet, jede einzelne aus einem riesigen Felsblock geschnitten. Sie sind alle durch einen Tunnel miteinander verbunden. Der König wollte dadurch ein neues Jerusalem erschaffen.
Fünf der Kirchen werden von der UNESCO mit einer nicht sehr ästhetischen Bedeckung vor Sonne und Regen geschützt. Mittlerweile überlegt man aber, die Abdeckung zu demontieren, da sie doch nicht den gewünschten Schutz gebracht hat.
Das Meisterwerk und wohl bekannteste Motiv von Lalibela ist die St. Georgs Kirche oder Bet Giyorgis Kirche. Sie ist am besten erhalten und wohl auch am beeindruckendsten mit ihrer Form eines Tempelkreuzes. Über einen engen Gang kannst du hinunter ins Innere der Kirche gehen, bewacht von zwei Mumien, ehemaligen Wächtern, die gegenüber dem Eingang in einer Höhle liegen.
Genauso wie in Gondar und Axum haben wir hier an einer Messe teilgenommen. In den Ostertagen, der wichtigsten Zeit, kommen Tausende von Pilgern und feiern die Wiederauferstehung von Jesus.
Debre Maryam Korkor und Abba Daniel Korkor
Die Klosterkirche Debre Maryam Korkor liegt auf einem kleinen Plateau auf einem steilen, 2.480 m hohen Berg. Sie ist eine der beliebtesten und größten Kirchen in Gheralta. Der Aufstieg führt erst durch einen schmalen, steilen Pfad und später auf rutschigen ausgetretenen Felsen. Die ca. 1-stündige Wanderung erfordert eine gute Fitness und gute Trittsicherheit. Sie verläuft über einen natürlichen Felspass, der zu einem verlassenen, teilweise in den Fels gehauenen Nonnenkloster führt. Dafür wird man mit einer beeindruckenden Felsenkirche und einem tollen Blick auf die Felsenspitze mit dem Eingang zur Kirche Abuna Yemata Guh belohnt. Die Innenräume der Kirche Debre Maryam Korkor wurden großteils in den Fels gehauen, der Zutritt erfolgt über einen gemauerten Zubau. Der Fels wurde ausgehöhlt, nur einige Säulen blieben als Stützen stehen. Ein imposanter Bau mit schönen Malereien.
Nicht weit von der Kirche Debre Maryam Korkor entfernt liegt die Kirche Abba Daniel Korkor. Nur einige hundert Meter auf der anderen Felsenseite, die steil aus der Landschaft empor ragt, befindet sie sich. Der schmale Weg direkt an den Felsen zur Kirche bietet einen herrlichen Blick in die Landschaft der Gheralta-Bergwelt. Die Kirche selbst ist klein und eher unspektakulär.
Abuna Yemata Guh
Hoch oben direkt in den Felsen gehauen liegt die wohl unzugänglichste und vielleicht spektakulärste Kirche der Welt, Abuna Yemata Guh. Sie liegt an der Spitze eines der hohen, senkrechten Felspfeiler der Gheralta-Bergwelt. Einer Legende nach ließ man die Kirche errichten, um näher an Gott zu sein.
Der Innenraum, der über einen kleinen Felsspalt zugänglich ist, zeigt umfangreiche und perfekt erhaltene Wand- und Deckenmalereien, die vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammen und als die anspruchsvollsten Malereien gelten, die bisher in Tigray gefunden wurden. Neun der Apostel sind in einem Kreis in einer der Dachkuppeln dargestellt, während die neun syrischen Mönche in der anderen abgebildet sind. Die Wandmalereien zeigen einen der drei übrigen Apostel sowie den Namensgeber der Kirche, Abuna Yemata Guh, zu Pferd. Von dem schmalen Felsvorsprung, der zur Kirche führt, hat man einen atemberaubenden Ausblick auf einen etwa 200 m tiefen Abhang.
Bei der ca. einstündigen Wanderung hoch zur Felsenkirche überwindet man etwa 500 Höhenmeter. Der letzte Abschnitt des Aufstiegs erfordert schwindelerregendes Klettern an einer steilen Felswand mithilfe von Handgriffen und Fußstützen sprich kleinen ausgehöhlten Löchern im Fels. Für die nicht komplett lebensmüden Menschen wie mich hilft ein Dorfbewohner zusätzlich mit einem Seil für 400 Birr.
Am Ende der Kletterpassage erwartet uns ein traumhafter Blick. Die Landschaft ist spektakulär, die Strapazen haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Die heiligen Städte Axum und Gondar
Axum ist eine alte Heilige Stadt. Sie war die Hauptstadt des ersten äthiopischen Königreichs, etwa 100 Jahre nach Christi Geburt. Der Legende nach soll hier, in der Kathedrale der heiligen Maria von Zion, sogar die Heilige Bundeslade mit den beiden Tafeln der Zehn Gebote aufbewahrt sein. König Menelik I, Sohn der Königin von Saba und des Königs Salomon, soll sie von Jerusalem nach Axum gebracht haben.
Die Kathedrale Maria von Zion ist Äthiopiens erste Kirche und wurde im 4. Jahrhundert von König Ezana an der Stelle eines ehemaligen heidnischen Heiligtums errichtet. Die ursprüngliche Kirche, die aus zwölf Tempeln bestand, wurde vermutlich im 16. Jahrhundert zerstört. Als wir dort ankamen fand gerade die dreistündige Messe statt. Als die Kirchengänger herauskamen umkreisten sie, angeführt vom Priester, noch drei Mal das Kirchenschiff. Fast alle Männer und Frauen waren in weiße Tücher gehüllt und sangen im Chor.
Bekannt ist Axum auch für seine gigantischen Stelen, die größte ist über 33 Meter lang und etwa 512 Tonnen schwer. Darunter liegen die Grabkammern der Könige. Sogar ein Obelisk, der von den Italienern nach Rom gebracht wurde, ist seit 2005 wieder zurück in Axum.
Neben Axum und Lalibela ist Gondar das bedeutendste religiöse Zentrum des Landes. Sie lag früher am Kreuzungspunkt von drei Hauptrouten der Karawanen. Vermutlich deswegen gründeten die äthiopischen Kaiser hier im 17. Jahrhundert ihre Hauptstadt. Die Herrscher gibt es nicht mehr, aber ihre Paläste existieren immer noch. Jeder Kaiser ließ sich sogar einen eigenen Palast bauen. Die Stadt ist insbesondere bekannt für ihre historische sieben Hektar große Anlage aus sechs beeindruckenden Palästen und Schlössern verschiedener Kaiser, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Außerhalb des Zentrums befindet sich das sogenannte “Bad des Fasiladas“, eine Art überdimensionaler Swimmingpool. Schade, dass bei unserem Besuch kein Wasser im Becken war, aber mittlerweile wird es nur ein Mal jährlich zum Tauffest im Januar mit Wasser gefüllt. Die mächtigen Bäume am Rand des Bauwerks überwuchern die Mauern ähnlich wie in Angkor Wat, Kambodscha.
Von außen ist die rechteckige Kirche Debre Berhan Selassie nichts Besonderes, ihr größter Anziehungspunkt ist die Kunst, die jede Ecke der Decke und Wände ziert. Die oft fotografierte Decke, die mit 80 in ordentlichen Reihen gemalten Engelsgesichtern verziert ist, ist wahrscheinlich das berühmteste Beispiel kirchlicher Kunst in Äthiopien. Die Wände sind außerdem mit Dutzenden von Einzelszenen bemalt, wie dem Leben Christi und zeigen verschiedene Heilige. Zu den eindrucksvollsten Einzelbildern gehört eine ungewöhnlich furchterregende Darstellung des Teufels, umgeben von Flammen, oder ein eindrucksvolles Bild des gefangenen Mohammed, der vom Teufel geführt wird. Die Gemälde gelten traditionell als Werk des Künstlers Haile Meskel aus dem 17. Jahrhundert, wurden aber auch von weiteren Künstlern erschaffen.
Wenn man in Gondar ist sollte man den Abend auf jeden Fall im familiengeführten Restaurant „The Four Sisters“ bei Honigwein, leckerem Essen und landestypischer Musik und Tanz ausklingen lassen. Erst dort sieht man, wie ekstatisch man die Schultern schütteln kann.
Ura Kidhane Mehret und Azewa Maryam
Ura Kidhane Mehret liegt auf der bewaldeten Zege-Halbinsel etwa 10 km Luftlinie nordwestlich von Bahir Dar, der äthiopischen Riviera, und ist wohl die schönste Kirche in der Region Tana. Sie wurde im 14. Jahrhundert von einem Priester namens Betre Maryam gegründet, der im Alter von sieben Jahren eine Priesterausbildung begann, nachdem ihm zwei Engel erschienen waren. Die Rundkirche wurde im 16. Jahrhundert erbaut, sie ist mit einer unglaublichen Vielfalt an Wandmalereien bedeckt, die vor 250 bis 100 Jahren entstanden sind und von denen viele in den letzten Jahrzehnten restauriert wurden. Diese Malereien sind teilweise anzüglich und brutal. An einigen Türen befinden sich faszinierende Strichzeichnungen. Ein separates Museum beherbergt einige alte Kronen äthiopischer Könige, ledergebundene Bibeln, ein massives Goldkreuz und andere antike Schätze.
Nicht weit entfernt befindet sich das Kloster Azewa Maryam. Es ist mit mehreren lebendigen Gemälden aus dem 18. Jahrhundert geschmückt und eine angeschlossene Schatzkammer beherbergt mehrere Antiquitäten.
Abraha we Atsbeha und Wukro Chirkos
Der lokalen Überlieferung zufolge wurde die Felsenkirche Abraha we Atsbeha im Jahr 335-40 n. Chr. von den Zwillingskaisern Abraha und Atsbeha ausgegraben, deren Mutter aus der Gegend stammte. Die gut erhaltenen und wunderschönen Wandmalereien sind relativ neu, viele stammen aus der Regierungszeit Johannes IV., und schildern die gesamte Geschichte der äthiopischen Kirche. Sie ist noch heute Ziel einer großen Pilgerfahrt am 4. Tekemt (normalerweise am 14. Oktober, dem Festtag dieser Könige).
Wukro Chirkos, die am leichtesten zugängliche Felsenkirche in Tigray, ist ein Halbmonolith. Sie ragt aus einer niedrigen Klippe. Der große, kreuzförmige Innenraum umfasst einen Empfangsbereich mit einer in die Decke eingelassenen Kuppel und drei hohe Schiffe. Einheimische behaupten, Wukros Chirkos sei im 4. Jahrhundert ebenfalls von Abraha und Atsbeha ausgegraben worden, doch andere Experten datieren sie auf das 10. bis 12. Jahrhundert. Die schönen Strichzeichnungen an der Decke müssen aus dem 16. Jahrhundert oder früher stammen, da sie beim Brand der Kirche teilweise zerstört wurden.
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