Äthiopien und seine Höhepunkte

Warum nach Äthiopien? Denn das Land im Osten Afrikas steht normalerweise nicht wirklich auf den Bucketlisten von Reiselustigen. Und das aber völlig zu Unrecht!

 

Bisher war ich nur ein einziges Mal in Afrika und wollte unbedingt noch andere Länder des Kontinents sehen. Schließlich hat Afrika noch viel mehr zu bieten als ausschließlich Sandwüsten. Wie immer bei meiner Suche stand im Vordergrund, dass das Reiseziel abwechslungsreich und nicht überlaufen sein sollte. Also wieder kein typisches Reiseziel. So kam ich auf Äthiopien, mit seiner reichen Kultur und interessanten Geschichte, seinen Berglandschaften und anderen einzigartigen Naturwundern. Hier gibt es 120 verschiedene ethnische Gruppen, die grandiose Gebirgslandschaft des Simien Nationalparks mit bis zu 4500 m hohen Gipfeln, die wilden Geladas, eine Pavianart, die es nur in Äthiopien gibt, den Grabenbruch mit seinen Seen, äthiopischen Kaffee mit der traditionellen Zeremonie, mit der er gereicht wird und den weltweit einzigartigen Felsenkirchen und Kirchenmalereien. 

Bevor ihr euch für dieses Ziel entscheidet sollte euch Folgendes klar sein: Der Tourismus in dem Land steckt noch in den Kinderschuhen. Das hat auch mit den Krisen zu tun (im Norden Bürgerkriege, die Dürre und Wasserknappheit mit damit verbundenen Hungersnöten, im Süden Überschwemmungen), die dem Land in den letzten Jahren zusetzten. Das auswärtige Amt rät von Reisen in den Norden, genauer in das Tigray-Gebiet und die Danakil-Senke, ab.

 

Zu den heiligen Stätten des Landes, Gondar und Axum sowie dem zweiten Jerusalem, Lalibela, aber auch die wunderschön gelegenen Felsenkirchen von Abuna Yemata und Maryam Korkor habe ich einen gesonderten Blog geschrieben. Den findet ihr hier

 

Nun möchte ich euch mitnehmen zu den Höhepunkten dieses Landes, das touristisch so viel Potential hat.

 

Es ist nicht der Mars, es ist die Danakil-Senke

Die Landschaft der Danakil-Senke (auch Danakil-Wüste, Danakil-Depression oder Dallol genannt) versetzt mich gleich in eine fremde Welt. So wahnsinnig unwirklich erscheint die Gegend. Es dampft, brodelt, zischt, Schwefel nimmt einem den Atem. Trotzdem kann ich mich kaum von diesem surrealen Anblick losreißen. 

 

Eigentlich sprach vorher alles gegen eine Reise in diese Gegend: Sie ist einer der heißesten Orte der Welt, die Unterbringung ist primitiv, Sanitäreinrichtungen gibt es keine und das auswärtige Amt rät von Reisen dorthin ab. Doch belohnt das menschenfeindliche Gebiet Reisende mit faszinierenden Landschaften, die kaum von dieser Welt zu sein scheinen: der speiende Vulkan Erta Ale, der Salzsee Asale, der bis zum Horizont reicht und die farbenfrohen brodelnden Schwefellöcher. 

 

Die Danakil-Senke liegt rund 125 Meter unterhalb des Meeresspiegels und sinkt weiter ab. Hier im Norden, an der Grenze zu Eritrea, driften drei Erdplatten auseinander. Sie dehnen die Erdkruste, die immer dünner wird. Dies ist ein Teil des afrikanischen Grabenbruchs, auch Rift Valley genannt. In dem Gebiet kommt es zu erhöhter vulkanischer Aktivität und Erdbeben. Im Krater eines aktiven Vulkans, dem Erta Ale („Rauchender Berg“ oder „Das Tor zur Hölle“), unterwegs zu sein war auch ein sehr spezielles Erlebnis (der letzte Ausbruch war Ende Januar 2025, wir waren dort Ende Februar). Dazu der Asale-Salzsee mit seinen schneeweißen Salzplatten und dem weißen Gold Afrikas.

Simien Nationalpark: Das Dach Afrikas

Wer von euch Wander-Enthusiasten hat schon Äthiopien auf seiner Liste? Auch das wieder: Völlig zu Unrecht! Die atemberaubende Berglandschaft des Simien Nationalparks ist magisch. Es ist zwar der kleinste Park Afrikas, aber einer der ältesten. Die Landschaft ist geprägt von steilen Klippen, Schluchten und Canyons, die an die USA erinnern.

 

Die Berge sind absolut beeindruckend. Nicht umsonst wird diese Bergwelt auch als das Dach von Afrika bezeichnet: Hier sind die meisten und höchsten Gipfel Afrikas zu finden, u.a. der Ras Dashen, der mit seinen stolzen 4.533 Metern sowohl der höchste Berg Äthiopiens, als auch der siebthöchste Berg des afrikanischen Kontinents ist. Hier drängen sich mehr als ein Dutzend Viertausender. Und vor allem: Du bist fast allein und kannst die Ruhe und den Ausblick genießen.

 

Der Simien-Nationalpark ist UNESCO geschützt und wurde vor allem auch deswegen eingerichtet, um den Erhalt zahlreicher gefährdeter Tiere zu sichern. Besonders faszinierend sind die Geladas, die Blutbrustpaviane. Diese Affenart gibt es nur hier. Sie sitzen den lieben langen Tag herum und rupfen Gras ab. Eigentlich sitzen sie ganz schön viel rum…perfekt zum fotografieren.  Die anderen Tierarten, wie den gefährdeten äthiopischen Steinbock oder den äthiopischen Wolf sahen wir auf unseren Wanderungen leider nicht. 

 

Die Sicherheit für Touristen vor Ort hat seinen Preis. Während der Wanderung wurden wir von zwei Leuten mit Kalaschnikows begleitet. Die Sturmgewehre wurden manchmal ganz schön achtlos getragen, manchmal zeigte die Mündung der Waffe auch direkt auf uns.

Völker des Südens

Im Süden des Landes sind eine Menge an unterschiedlichen Völkern beheimatet. Sie unterscheiden sich nicht nur durch ihre Frisuren (die Frauen des Hamar-Volkes "färben" ihr Haar traditionell mit Lehm, so dass es rötlich erscheint), durch die Bauweise ihrer Häuser (das Dorze-Volk verwendet die Blätter der Zierbanane, auch "falsche Banane" genannt, zum Hausbau) oder durch ihre Lippenkunst (die Mursi sind dafür bekannt, Lippenteller als Schmuck zu tragen). Die Hamar haben außerdem einen für uns sehr merkwürdigen Brauch: Das traditionelle Auspeitschen der Frau. Es gehört zum Ritual des Rindersprungs, bei dem ein junger Mann über den Rücken von einigen Ochsen balanciert, um seine Männlichkeit zu beweisen. Die Frauen heizen mit einem Tanz die Stimmung auf. Sie sind ebenso wie sämtliche Verwandte und Freunde des jungen Mannes dabei, um ihm ihre Unterstützung zu zeigen.

 

Die Tage im Süden waren ein Eintauchen in fremde Kulturen, inklusive beeindruckenden Begegnungen mit anderen Völkern, die alle im Einklang mit der Natur leben.

Gheralta, Addis Abeba, die äthiopische Riviera und ländliche Gebiete des Nordens

Die Hauptstadt Addis Abeba (übersetzt: „Neue Blume“), Bahir Dar (die äthiopische Riviera), der Blaue Nil, die Gheralta-Region, Tana-See, Tigray-Region, Adua (in der Schlacht von Adua wurden die Italiener besiegt und aus dem Land vertrieben)

Gebucht habe ich die Reise über Muka Travel