Kirgistan: Die geheime Stadt Maliuu-Suu

Einst war Mailuu-Suu eine geschlossene Stadt: Wer hierhin wollte, brauchte eine Sondererlaubnis. In der Bergregion wurden 1903 große Ölvorkommen entdeckt. Nicht umsonst bedeutet Maliuu-Suu "öliges Wasser". Außerdem stellte man hier das zweitgrößte Uranvorkommen in Kirgistan fest. Das dort zwischen 1946 und 1968 aus den umliegenden Bergen geförderte Uran wurde Berichten zufolge zur Herstellung der ersten Atombombe für das sowjetische Atomprogramm verwendet. Im Jahr 1958 führte ein Dammbruch dazu, dass Atommüll in das Wassersystem der Region gelangte. Heute stellen Erdbeben und Erdrutsche eine allgegenwärtige Bedrohung für die Uranlagerstätten der Stadt dar. Sollten bei einer Naturkatastrophe radioaktive Abfälle oder Schwermetalle in den örtlichen Fluss gelangen könnte dies die Trinkwasserversorgung des gesamten Fergana-Tals verunreinigen.

 

Obwohl die Uranminen Ende der 60er Jahre geschlossen wurden ist die radioaktive Strahlung in Mailuu-Suu noch immer stark genug, um die Stadt auf die Liste der 30 schmutzigsten Orte der Welt zu bringen. Einige sehen das Gebiet sogar unter den Top3 der verseuchtesten Gebiete.

 

Die Uranminen wurden 1968 geschlossen. Es wurde beschlossen, anstelle von Minen eine neue Lampenfabrik zu bauen, die den Bürgern Arbeitsplätze bieten würde.

 

Gleich nach dem Ortseingang der Stadt erreicht man ein eingezäuntes Gelände mit Lenin und Marx auf dem Dach eines der Gebäude. Dies ist die Glühbirnenfabrik von Mailuu-Suu. Sie war damals die zweitgrößte Glühbirnenfabrik der UdSSR. Sie produzierte für die gesamte Sowjetunion und u.a. die ehemalige DDR. Heute werden dort verschiede Sorten für Lampen z.B. für Fahrzeuge oder Weihnachten hergestellt. Aus dem recycelten Verpackungsmaterial entsteht beispielsweise auch Toilettenpapier.

 

Einfach auf das Gelände zu spazieren war natürlich nicht möglich. Nach Gesprächen mit mehreren Sicherheitsleuten kamen wir schließlich zu einer Managerin, die zunächst äußerst zurückhaltend und misstrauisch unseren Motiven gegenüber war. Schließlich konnten wir sie aber davon überzeugen, dass wir uns tatsächlich für diese große Fabrik interessierten, so dass sie sich die Zeit nahm, uns durch diverse Gebäude zu führen. So erfuhren wir, dass die Fabrik aus circa 30 Gebäuden besteht. In den Hallen waren die einzelnen Produktionsprozesse aufgeteilt. Vieles wurde in Handarbeit gemacht, so dass viele Arbeiterinnen und Arbeiter nötig sind. Die Managerin berichtete jedoch auch darüber, dass man bereits mehrfach versucht habe, die Fabrik zu schließen. 

 

Ich möchte euch mit den folgenden Bildern einen kleinen Einblick geben.

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