Armenien ist eines der faszinierendsten, vielseitigsten und zugleich unterschätztesten Länder, die ich bisher besucht habe. Yerevan zum Beispiel ist zu einem meiner Lieblingsstädte geworden. Aber auch abseits der Hauptstadt gibt es in Armenien so viele Orte, die man besuchen sollte. Das Land hat eine wunderschöne Natur mit Berglandschaften und Klöstern soweit das Auge reicht. Zu den Klöstern und Tempel von Armenien habe ich ebenso einen Extra-Beitrag geschrieben wie zur Hauptstadt Yerevan und den verlassenen Orten des Landes, die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion immer noch vielfach vorhanden sind. Über die Stadt Gyumri und den Erholungsort Jermuk habe ich auch gesonderte Beiträge verfasst.
Trotzdem waren noch genügend Orte im Land übrig, wo Interessantes zu sehen ist. Immer auch mit einem Fokus auf die sowjetische Vergangenheit (wie die dritte Mutterland-Statue von Armenien in Ijevan oder das beeindruckende Denkmal zum 2.Weltkrieg in Vanadzor).
Sevansee und Haus des Schriftstellers
Der Sevansee liegt im Osten Armeniens. Er ist einer der höchstgelegenen Seen der Welt (1899 Meter über dem Meeresspiegel) und der größte Süßwassersee der Kaukasusregion. Das auf einer Halbinsel thronende Sevanavank-Kloster ist ein Hotspot für Touristen.
In unmittelbarer Nähe zum Kloster ist eines der besten Beispiele brutalistischer Architektur in Armenien: Das „Haus des Schriftstellers“. Hier stiegen einst die
berühmtesten Schriftsteller, Dichter und Übersetzer der ehemaligen Sowjetunion ab. Die Anlage besteht aus einer vierstöckigen Residenz, die 1932 von Kochar und Mazmanyan entworfen wurde. Das
beeindruckendere Gebäude, das Richtung Küste ragt, ist ein Café. Es wurde 1963 angebaut und vom selben Architektenduo entworfen. Als wir eintrafen hatte sich bereits eine deutsche Reisegruppe
über Café und Kuchen hergemacht.
Eine besondere Geschichte wies auch unsere Unterkunft auf. Direkt am See gelegen, jedoch auf der anderen ruhigeren Seite, übernachteten wir im „Armenian Camp Artanish“. Die Unterkünfte wurden ursprünglich für Kinder
mit Behinderungen gebaut, das Camp mehrere Jahre auch als solches betrieben. Durch die Corona-Krise mussten die Betreiber umplanen und investierten in mehr touristischere Schlafplätze.
Insbesondere die Zimmer im oberen Stockwerk der Häuser waren super geräumig und gemütlich. Die Terrasse mit Blick auf den Sevansee war wunderschön. Die Betreiber waren sehr freundlich, das Essen
super lecker. Hoffentlich gibt es das Camp noch lange, denn solche Plätze sind rar auf der Welt und müssen unterstützt werden.
Dilijan
Dilijan liegt etwa 100 km nördlich von Yerevan, im Herzen des Dilidschan Nationalparks. Es wird oft als "armenische Schweiz" bezeichnet, da seine Wälder zum Entspannen und Spaziergänge einladen. Interessant ist vor allem der Teil des alten Dilijan mit seinen besonderen Holzhäusern.
Vanadzor und Debed Canyon
Vanadzor ist mit mehr als 85.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Armeniens. Hier findet sich einzigartige Architektur, wie den Bahnhof sowohl innen als auch außen, das große Denkmal zum 2. Weltkrieg oder das Kulturhaus, was man sich von innen nicht entgehen lassen sollte.
Außerdem ist Vanadzor das Tor zur Lori-Region und zum Debed-Canyon, nahe der Grenze zu Georgien. Die Region ist eine der beeindruckendsten Landschaften des ganzen Landes und hier finden Sie auch mehrere bedeutende Klöster, darunter Haghpat und Sanahin, Armeniens erstes UNESCO-Weltkulturerbe.
Das armenische Alphabet
Hier ist eines der vielleicht skurrilsten Denkmäler: Nördlich von Yerevan stehen 39 riesige armenische Buchstaben, die aus Stein gemeißelt und mit Motiven verziert sind. Das armenische Alphabet wurde von Mesrop Mashtots zu Beginn des 5. Jahrhunderts geschaffen und besteht aus einzigartigen Buchstaben. Das Denkmal wurde 2005 zum Gedenken an den 1600. Geburtstag des armenischen Alphabets geschaffen.
Orbelians Karawanserei/Pass (auch Selim Karawanserei/Pass)
Diese Karawanserei ist nur eine von vielen in Armenien. Sie bot Übernachtungsplätze für Karwanen, die mit Waren beladen die Seidenstraße entlang zogen und diese auf Märkten in Europa und im Orient verkaufen wollten. Die Orbelians (auch Selim) Karawanserei wurde 1332 von Prinz Chesar Orbelian entlang des Vardenyat-Gebirgspass gebaut. Die beiden Reliefs an der Fassade des Eingangs stellen die Wappen der Familie Orbelian dar: Ein geflügeltes Tier und einen Stier.
Solche Unterkünfte waren von großer Bedeutung, da sie eine gesicherte Verbindung zwischen Städten sicherstellte. Sie wurden meist an günstigen Orten gebaut, wo es Wasser gab. Das Gebäude am Orbelian/Selim-Pass ist eine der wichtigsten und sehr gut erhaltenen Karawansereien des mittelalterlichen Armenien.